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Gehörlos ist nicht sprachlos! - Teil 2: Wie können wir miteinander reden?

Meine Interviewpartnerin ist die Tiermedizinische Fachangestellte im 3. Lehrjahr Leona Koppe. Sie ist gehörlos, und endlich kann ich meine Fragen zum Thema loswerden!

Sie hat auch ein paar tolle Tipps!


Wir konnten miteinander kommunizieren mit der großartigen Unterstützung zweier Gebärdensprach-Dolmetscher*innen in Ausbildung unter Einverständnis von Leona. Dieses Miteinander zu sehen, die Bewegungen, die Abstimmung – das war großartig! Beide möchten aber nicht im Bild sein, da es ja um Leona gehen sollte. Das ist sehr nobel, danke für euren Einsatz!


Interview mit der gehörlosen Leona Koppe: Wie können wir miteinander reden?

Meine Zusammenfassung:


Leona erzählt von sich, z. B. wie sie auf die Idee gekommen ist, tiermedizinische Fachangestellte zu werden?

Lena liebt Tiere und daher hat sie ein Praktikum in einer Tierpraxis gemacht. Sie hat sich extra eine ausgesucht, in der es auch möglich war, mit Gebärden zu kommunizieren. Und nach dem Praktikum war es dann klar: das ist der passende Beruf! So macht sie nun in derselben Praxis auch ihre Ausbildung.


Auch Patient*innen und Kolleg*innen lernen dazu und überraschen Leona sogar, wenn sie eine Gebärde einsetzen! Ansonsten wird viel über die Notizfunktion im Smartphone oder per Zettel und Stift ausgetauscht.

Ist Leona gehörlos aufgewachsen?


Ja. Ihre Eltern und ihre Schwester sind ebenfalls gehörlos, so dass die Gebärdensprache ihre Muttersprache ist. In der fühlt sie sich wohl, es ist ihre eigene Sprache.


Kann sie das beschreiben? Ist das für sie vergleichbar mit einer Fremdsprache?


Gebärdensprache ist visuell, und sie ist tatsächlich eine eigene Sprache – von daher ist es vergleichbar mit einer Fremdsprache.


Ein paar Aspekte dazu:

  • Wichtig für den Ausdruck ist die Mimik. Sie entscheidet, wie etwas gemeint ist: als Frage, oder Aussage.

  • Die Gebärde ist vielleicht ein bisschen anders, wenn man müde ist.

  • Blickkontakt ist notwendig.


Wenn wir uns begegnen würden in der Stadt, wie nehmen wir Kontakt auf?


Am besten ins Blickfeld gehen und “Hallo” gebärden und sagen (winken). Der Mund sollte sichtbar sein, und ohne extreme Bewegung mitsprechen. Dann kann man gebärden “Alles ok?”, der Rest müsste dann über das Smartphone geschehen (Notizen schreiben).


Hat Leona Tipps für mich/ andere Hörende – was können wir tun, um ein Miteinander von Gebärdenden und Hörenden zu verbessern?

Leona kann Warnrufe ja nicht wahrnehmen. Sie erzählt, dass manchmal Leute sauer sind, dass sie nicht reagiert.

Sie fände es schön, wenn man dann anerkennt oder realsisiert, dass es auch Nichthörende gibt. Dass es also einen Grund gibt für das Nicht-Reagieren. Ihr Tipp: “Flipp’ nicht direkt aus!” Wir können in Kontakt kommen, aber eben nicht immer so, wie wir Hörenden es gewohnt sind.

“Wichtig ist die Offenheit, und dann klappt auch die Kommunikation!”


Meine persönliche Frage: Was ist mit Musik? Wie nimmt sie sie wahr?


Leona genießt Musik, bei Konzerten stellt sie sich nah an die Lautsprecher, so spürt sie den Bass. Wenn dann noch Deaf Performer dabei sind, ist es richtig toll. Deaf Performer sind gehörlose Gebärdendolmetscher, die die Musik auf der Bühne mit performen: Inhalte und Rhythmik verbinden sich zu einer ganz besonderen Kunstform. Auch hier hat Leona einen Tipp: alle Bands können Deaf Performers mit dazu holen! [Und ich kann sagen, dass es auch für Hörende ein neues Musik-Erlebnis ist!]


Leonas Kultur- oder Lesetipp für alle, die das lesen/ sehen/ hören:


  • Deaf Performer ansehen!

  • Instagram-Account von Corina Brosch (insta: dietaubeautorin)

  • Bücher von Corina Brosch, zB.: “Meine Hände – Deine Stimme” oder “Stille Verdrängung: Der taube Psychologe”


Leona gebärdet am liebsten:


…wenn viele taube Leute da sind, weil sie sich mit ihnen identifizieren kann, und mit hörenden Personen, wenn sie sich Mühe geben!



Weiterhören? Weiterlesen?


  • Deaf Performerin Cindy Klink, zB. auf Youtube https://www.youtube.com/shorts/Ew_aeKoTEes

  • Es gibt auch eine ganze Bewegung, die hörende Babies und ihre Eltern zum Erlernen von Gebärden anregt, als zusätzliche Möglichkeit zu kommunizieren: Baby Signs. Dazu gibt es Studien. Die Baby Signs ermöglichen eine rasche Kommunikation von Babies mit ihren Eltern (www.sign2me.com oder www.signingsmart.com ). Von mir befragte Logopädinnen finden, dass das auf jeden Fall im Sinne der Inklusion wäre, wenn jedes Kind ein paar Gebärden erlernt. Es sei aber wie in jeder Zweisprachigkeit: Man lerne eine Sprache nur, wenn man kompetente und attraktive Vorbilder hat.

  • Auf www.taubenschlag.de habe ich viel Information gefunden!


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