Stimme und Stille – Gegensätze, die sich ergänzen
- Ulrike Fricke
- 25. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

Kennst du jemanden, der unaufhörlich redet und kaum Raum für andere lässt? Vielleicht ist es jemand, der im Moment total begeistert ist, im Flow, und sich freut, dass gerade DU zuhörst. Oder es ist die andere Seite: jemand, der dich zutextet, ohne dir die Chance zu geben, selbst zu Wort zu kommen. Reden kann also ein Machtinstrument sein, ein Statussymbol – doch was passiert, wenn wir zu viel sprechen oder zu wenig?
Wenn wir ständig unsere Stimme einsetzen, kann das den Eindruck erwecken, dass wir die Kontrolle haben wollen. Doch manchmal braucht es auch die Stille, um Raum für Gedanken, Gefühle und echte Begegnungen zu schaffen. Zwei Menschen, die aneinander vorbeischweigen, können sich unwohl fühlen – oder sie schwelgen gemeinsam in ihren Gedanken. Beides zeigt, wie wichtig die Balance ist: zwischen dem Einsatz der Stimme und der bewussten Stille.
Im echten Dialog geht es darum, diesen Balanceakt zu meistern. Wenn wir merken, dass Vorurteile aufkommen, ist es hilfreich, sich selbst Raum zu geben. Statt abwertend zu reagieren, können wir in der Pause eine offene Frage formulieren: „Was ich nicht verstehe, ist… Könntest du mir das aus deiner Sicht erklären?“ So öffnen wir den Raum für Verständnis und echtes Zuhören.
Beim Zuhören ist es entscheidend, nicht nur das zu hören, was wir kennen oder was uns triggert. Sondern auch den Raum zu geben für das, was neugierig macht, was geheimnisvoll ist oder uns zum Nachdenken bringt. Denn Stille ist der Raum der Möglichkeiten. Wenn wir unsere Stimme benutzen, um diese Stille zu durchbrechen, greifen wir in den Raum ein. Wir lenken den Fokus, filtern und strukturieren – und das ist gut, solange wir das Positive darin sehen.
Lass uns also eine Balance finden: zwischen dem Nach-innen-Kehren und dem Teilen. Zwischen der Gelassenheit der Stille und der Kraft der Stimme. Beide sind wertvoll, um authentisch zu kommunizieren und echte Verbindung zu schaffen.
In diesem Monat feiern wir die Stimme und die Stille. Der World Voice Day erinnert uns daran, wie wichtig unsere Stimme ist. Der National Day of Silence zeigt, wie kraftvoll Schweigen sein kann – als Zeichen der Solidarität oder um Diskriminierung zu stoppen. Und der International Noise Awareness Day macht uns bewusst, wie viel Lärm uns umgibt – oft ohne dass wir es wirklich wahrnehmen.
Balance zwischen Stimme und Stille: Beide sind Geschenke, die uns helfen, uns selbst und anderen auf eine tiefere Weise zu begegnen – mit Gelassenheit, Offenheit und Respekt.
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